Österreich und Deutschland unterscheiden sich im Bereich der Zahnzusatzversicherung sehr stark: Während unser nördlicher Nachbar mit einer großen Anzahl an Tarifen aufwartet, kämpfen die Versicherungen hierzulande um Akzeptanz und Kunden. Herr und Frau Österreicherin scheinen diesbezüglich äußert skeptisch und unentschlossen zu sein, anders sind die geringen Vertragsabschlüsse bei den teils sehr hohen, selbst zu tragenden Behandlungskosten, schwer zu erklären. Allerdings sorgt auch das Angebot der Versicherungsunternehmen nicht gerade für Jubelstimmung. Im Gegenteil, aktuell lohnen sich Zahnzusatzversicherungen nur begrenzt und für eine vergleichsweise kleine Gruppe. Hohe Kosten, Obergrenzen, Selbstbehalte, kombinierte Vertragsabschlüsse mit einer privaten Krankenversicherung und die Ausklammerung von bestimmten Leistungen tragen ihren Teil dazu bei, dass die private Versicherung für Zahnbehandlungen durch den Zahnarzt auch weiterhin Stiefmütterlich behandelt wird.
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Was musst du bei einer Versicherung für Zähne beachten?
Zunächst sollte dir folgendes bewusst sein:
- Je mehr Schäden an deinen Zähnen und deinem Gebiss, umso teurer wird die Versicherung.
- Je älter du bist, umso höher wird der Tarif aller Wahrscheinlichkeit nach ausfallen.
Anhand dieser beiden Aussagen wird klar, für wen sich eine Zahnzusatzversicherung lohnen könnte. Generell bietet sich diese eher für Patienten an, denen der Zahnarzt eine gute Mund- und Zahnhygiene bescheinigen kann. In der Regel sind dies jüngere Menschen, da mit dem Alter häufig auch Zahnprobleme auftreten. Allerdings dokumentiert der Umkehrschluss eindrucksvoll, dass auch Personen mit gesunden Zähnen kaum von einer solchen Zusatzversicherung profitieren können. Die jährlich zweimalig empfohlene Mundhygiene verursacht geringere Kosten als etwa ein günstiger Versicherungstarif im gleichen Vertragsjahr.
Sperrfristen nach Vertragsabschluss
Ebenfalls solltest du dich von der Vorstellung verabschieden, dass du kurz vor schweren und kostspieligen Eingriffen oder im Akut Fall noch schnell eine Versicherung abschließen kannst. In der Regel gibt es nach Vertragsabschluss eine sogenannte Sperrfrist oder Wartezeit, die im Schnitt sechs Monate lang andauert. In dieser Zeit bist du formal versichert, allerdings übernimmt die private Zahnzusatzversicherung hier keinerlei Leistungen.
Wichtig: Behalte die Sperrfristen direkt nach Abschluss besonders genau im Auge. Diese sind von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich lang: Sperrfristen von wenigen Monaten bis hin zu einem Jahr und mehr sind durchaus möglich!
Welches Versicherungsprodukt erwirbst du tatsächlich?
Während du in Deutschland davon ausgehen kannst, dass du eine reine Zusatzversicherung für deine Zähne erwirbst, ist die Situation in Österreich häufig anders gelagert. In vielen Fällen wird diese Versicherungsvariante tatsächlich als Zusatz betrachtet und behandelt. Somit wird die Zahnzusatzversicherung als kein eigenständiges Versicherungsprodukt verkauft. Im Klartext bedeutet das für dich, dass bei vielen Versicherungsunternehmen zunächst eine private Krankenversicherung oder ein ähnliches Versicherungsprodukt (Sonderklasse, Sport- und Unfallversicherung und dergleichen) abgeschlossen werden muss. Meist geht es um die private Krankenversicherung mit einem stationären Sonderklassetarif oder manchmal auch um einen ambulanten Tarif.
Im Zuge dieses Versicherungsabschlusses hast du nun die Option, ein Zusatzprodukt zu erwerben, welches auch Zahnbehandlungen inkludiert. Du erwirbst also keine reine Zahnzusatzversicherung, sondern ein alternatives Produkt mit einer Zusatzoption. Hinzu kommt, dass du natürlich auch für das ursprünglich abgeschlossene Versicherungsprodukt gewisse Vorlagen erfüllen musst um die Tarife bzw. den Beitrag gering halten zu können.
Achtung: Das bedeutet auch, dass du beispielsweise die Prämie für die private Krankenversicherung inklusive zusätzlicher Kosten für den Zahnzusatz bezahlen musst.
Welche Leistungen und Behandlungen übernimmt die Zahnzusatzversicherung?
Hier wird ein Vergleich der einzelnen Angebote Licht ins Dunkle bringen können. Sofern du einen Zahnarzt hast, dem du vertraust, kannst du diesen auch um eine Auskunft bitten. Diese Auskunft sollte deine Schwachstellen oder möglichen, zukünftigen Problemfelder auflisten, um mögliche Kosten und Behandlungen abschätzen zu können.
Aber auch ohne ärztlichen Rat kannst du jederzeit prüfen, welche Behandlungen von Versicherungen übernommen werden. Entscheidend sind dabei vor allem die folgenden Faktoren:
- Zahnersatz: Mit oder ohne Beschränkungen, mit oder ohne jährlicher Obergrenze?
- Gibt es Selbstbehalte?
- Wenn ja, wie hoch sind die?
- Werden Behandlungen voll oder nur teilweise übernommen?
- Werden Behandlungen explizit ausgeklammert?
- Bewährt sich der Tarif eher im Bereich der Basisversorgung oder bei seltenen, kostspieligen Behandlungen?
Anhand dieser Fragestellungen lässt sich ein Vergleich einfacher durchführen bzw. bewerten. Generell kannst du anhand dieser zielgerichteter Fragen erörtern, ob ein Tarif für dich in Frage kommen kann oder nicht.
Obergrenze, Selbstbehalt, Einschränkungen
Es gibt den einen oder anderen Punkt, den Versicherungsunternehmen in Verträge einbauen, um ihre eigenen Gewinne maximieren zu können. Im Falle der Zahnzusatzversicherungen sind dies Selbstbehalte (vor allem abseits der Basisbehandlungen), eine jährliche Obergrenze an finanzieller Unterstützung (meist zwischen 1000 - 2000 €), sowie ausgeklammerte Behandlungen. Dies sind klare Einschränkungen, die sich negativ für den Versicherungskunden auswirken werden.
Ein Beispiel: Ein Zahnersatz wird fällig. Geplant ist eine komplette Zahnsanierung. Die Ausgaben übersteigen sehr schnell die jährliche Obergrenze, der Restbetrag, der hier in die Tausende gehen kann, muss vom Patienten selbst beglichen werden. Ähnlich würde es sich bei einem vereinbarten Selbstbehalt verhalten, auch dieser würde hohe Beträge zulasten des Versicherungsnehmers verursachen. Sollte Zahnersatz generell nicht im Leistungsprogramm der Zahnzusatzversicherung enthalten sein, ist guter Rat teuer.
Zweiklassengesellschaft und Tarife für Kinder?
Immer wieder wird versucht, Tarife für Kinder an besorgte Eltern zu verkaufen. In der Regel soll damit eine mögliche Zahnspange finanziert werden, allerdings lohnt sich dieses Manöver nur selten. Zum einen gibt es mittlerweile die Gratiszahnspange, zum anderen sind die Ausgaben auf Verdacht vielen zu teuer – auch wenn der Tarif später nahtlos in ein Erwachsenenprodukt übergeht.
Das größte Problem stellen die gesetzlichen Kassen dar, da diese nur Basisbehandlungen unterstützen und selbst hier können Kosten und Selbstbehalte anfallen. Darüber hinaus werden Behandlungen zur Prophylaxe, welche zukünftigen Schaden für Person und Kasse vergleichsweise kostengünstig abwenden könnten, nicht finanziert. Für eine 4-köpfige Familie wären dies über das Jahr verteilt acht Behandlungen (Zahnhygiene) zu jeweils ca. 100 Euro – diese 800 Euro haben nicht alle zur Hand.
Hier können also tatsächlich nur jene von der Prophylaxe profitieren, die sich entweder eine Versicherung oder die Behandlungen leisten können.
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Für wen ist die Zusatzversicherung sinnvoll?
Eine solo Zahnkrankenversicherung, welche nur die Zähne schützt bzw. kostspielige Behandlungen absichert, gibt es in der Regel nicht. Hier muss in der Praxis zunächst eine private Krankenversicherung oder Unfallversicherung abgeschlossen werden, mit einem entsprechenden Zusatzprodukt, welches Leistungen beim Zahnarzt übernimmt. Wenn du bereits eine Krankenversicherung hast oder gerne eine abschließen möchtest, dann lohnt sich auch die Überlegung einen solchen Zahnzusatz mit abzuschließen. Wenn du dir grundsätzlich keine Krankenversicherung leisten möchtest, wird sich ein Abschluss einer Zahnversicherung für dich in der Regel nicht lohnen.
Weiterführende Links
http://derstandard.at/1376534213540/Gut-versichert-bis-auf-den-letzten-Zahn
http://www.finanzen.de/news/17866/zahnzusatzversicherung-beliebte-versicherung-mit-stolperfallen
http://www.konsument.at/geld-recht/private-zahnversicherungen